Musen

Musen
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Neun Töchter des Zeus* und der Mnemosyne*, deren Namen Hesiod in der Theogonie (77–79) nennt: Klio, Euterpe, Thaleia, Melpomene, Terpsichore, Erato, Polyhymnia, Urania und Kalliope. Die Musen unterhalten die feiernden Götter mit ihrem Gesang, während Apollon* sie auf der Lyra begleitet (Ilias I 601–604); sie sind in der thessalischen Landschaft Pierien, auf dem Berg Helikon in Boiotien oder auf dem Parnaß bei Delphi daheim, in der Nähe von Quellen, die ihnen heilig sind, wie z.B. die Hippukrene oder die kastalische; sie haben den Hesiod zum Dichter berufen (Theogonie 23–34), den Thraker Thamyris* aber, der sie im Wettkampf übertreffen wollte, mit Blindheit geschlagen, des Gesanges beraubt und das Saitenspiel vergessen lassen (Ilias II 594–600). Wie sie die Töchter des Pieros* bestraften, erzählt Ovid (Metamorphosen V 294–340 und 662–678). Die Musen zu Beginn eines Werks anzurufen, war alter Sänger- und Dichterbrauch: »Vom Zorn singe mir, Muse, des Peleussohnes Achilleus!« – So beginnt die Ilias, und der erste Vers der Odyssee lautet: »Den Mann nenne mir, Muse, den wandelbaren ...« Herodot benannte die neun Bücher seines Geschichtswerks nach den neun Musen (woran sich Goethe bei seinem Flüchtlingsepos ›Hermann und Dorothea‹ ein Beispiel
nahm), die erste antike »Universität« in Alexandrien hieß nach ihnen »Museion« und gab an unsere Museen den Namen weiter. Im späten Hellenismus begann man, den einzelnen Musen bestimmte literarische, künstlerische und wissenschaftliche Bereiche zuzuweisen. Damals erst wurde Erato zuständig für die Liebeselegie, Urania für die Astronomie, Klio für die Geschichtsschreibung – weil man aus ihrem Namen das griechische Wort kleos, Nachruhm, heraushörte.
Ein Musenrelief aus Mantineia (um 320 v. Chr.) besitzt das Nationalmuseum in Athen; eine überlebensgroße Marmorstatue der Muse Erato aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. (Florenz, Uffizien) gilt als die letzte von ihrem Schöpfer signierte antike Statue. Sechs Musen sind auf zwei Gemälden von Eustache le Sueur dargestellt (Klio, Euterpe und Thalia/Melpomene, Erato und Polyhymnia, um 1640, Paris, Louvre); besonders häufig wurden die Musen im Gefolge Apollons gemalt, zum Beispiel von Nicolas Poussin (Der Parnaß, um 1625, Madrid, Prado) oder von Jacopo Amigoni (Apollon im Kreis der Musen, Deckenfresko im Schloß Schleißheim bei München, um 1720).

Who's who in der antiken Mythologie. 2013.

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